Das Projekt Lesum

Es war im Frühjahr `99, als meine Freundin Bri und ich uns entschieden, nicht mehr nur den Booten auf der Havel hinterher schauen zu wollen, sondern selbst eines zu haben. Das Problem war nur die chronische Ebbe in meiner Kasse. So kam also nur ein Schiff in Frage, das zunächst wenig kostet und an dem mein Anteil dann hauptsächlich Arbeit und know-how sein würde. Die Anforderungen an das zukünftige Schiff standen schnell fest: es sollte zwei Schlafgelegenheiten bieten und (mein Wunsch) möglichst eine Einbaumaschine, um im Sommer auch einmal die Strecke zur Ostsee stressfrei zurücklegen zu können.

Nachdem wir wochenlang Anzeigen studiert und auch zwei Schiffe besichtigt hatten, sprang mir diese kleine Anzeige in der Zweiten Hand entgegen:

Das Schiffchen sollte nur 3.000DM kosten, hat eine Einbaumaschine, und lag in Hamburg. Es handelt sich um einen van de Stadt - Werftbau vom Typ Primaat aus dem Jahr 1962. Länge 7,10m, Breite 2,20, Tiefgang 1,2m, ein Knickspanter aus Sperrholz. Mit diesen Daten machten wir uns auf den Weg zur Besichtigung.

Der erste Eindruck war niederschmetternd:

Das Boot lag notdürftig abgedeckt schon längere Zeit an Land, der Mast war grau und mit abgeblättertem Lack, der ganze Zustand trostlos. Bri seufzte, daß das im Hintergrund wohl die Bootsverbrennungsanlage sein müsse... Immerhin lag das Boot idyllisch am Elbufer, neben einem winzigen Hafen oder besser Schlickloch, kurz vor Wedel.

Die Linien hatten allerdings was. Der untergebolzte Kiel war schlank, mit wohlgeformter Bombe, ein vorballanciertes Spatenruder (Baujahr `62!!!), flach auslaufendes Achterschiff, so auf den ersten Blick vielleicht nicht mal langsam. In den Originalunterlagen stand dann noch "...entworfen als kleiner Seerenner für den Selbstbau...".

Ich weiß auch nicht mehr was uns geritten hat, es war schließlich klar, daß wir uns damit verdammt viel Arbeit kaufen würden, aber wir sagten schließlich "ja". Irgendwie hatte das Schiffchen uns mit seinem morbiden Charme adoptiert. Zwei Wochen später, Anfang September, wollten wir das Schiff abholen.

Und damit ging es los:

         Abholen und Notreparatur in Wedel

         Überführung

         Entfernen diverser Schichten von Rumpf und Deck

         Laminieren einer neuen Beschichtung aus Epoxid

         Furnier und Niro

         Lack, Farbe und Stapellauf
 
 

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